Mit seinem dünnen Büchlein über die  vierte industrielle Revolution hat sich Klaus Schwab zum Dirigenten eines globalen Leierkasten-Orchesters gemacht. Überall und immer wieder hört man dieselben beruhigenden Töne:
 
„Dann müssen wir uns halt weiterbilden.“ Ja, damit es nicht uns, sondern die anderen erwischt. Und weil so wenigstens noch in der Weiterbildungsindustrie der eine oder andere Job geschaffen wird.
 
„Dann müssen wir Schweizer, wir Deutschen, wir Franzosen, die neu entstehenden Märkte halt schneller erobern als die anderen.“ Ja, damit es nicht uns, trifft, sondern bitte die andern. Und was genau sind denn diese viel zitierten „neuen Märkte“?  Der „Zeit“ ist dazu folgendes eingefallen: „Da könnte die Auto-Nation Deutschland den anderen zeigen, wie man Carsharing effizient organisiert oder E-Autos als Energiespeicher für ein modernes Stromnetz verknüpft.“ Bingo! Damit kann man jedes dritte Auto sparen und Energiespeicher obendrein. Noch eine Million Jobs weg.
 
 „Neue Technologie bis bisher noch immer neue Jobs geschaffen. Das wird auch jetzt nicht anders sein.“ Und warum ist dann die Welt voll von Arbeitslosen und Arbeitsmigranten? Warum gehen die Arbeitszeiten ständig zurück?  Nein, die Fakten sind klar: Bessere Technologien sparen Arbeit. Die Produktivität steigt schneller als der Konsum. Das zeigen die Statistiken und das ist auch logisch.
 
Ein viertes Argument ist relativ neu. Ich habe es etwa im Interview der „Schweiz am Sonntag“ mit dem Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson gelesen. Er hält die Angst vor den Robotern für  übertrieben und meint: „Solange Arbeitskräfte weiterhin günstig zu haben sind, gibt es keinen Bedarf an Robotern.“
 
Da ist leider etwas dran. Der Kampf um die letzten Jobs und die Zuschüsse, die verzweifelte Staaten jedem zahlen, der „Arbeit schafft“,  hat den Preis für die Arbeit auch bei uns auf ein Niveau gedrückt, mit dem selbst Roboter nicht mithalten können. Zalando etwa verzichtet auf automatisierte Hochregallager,  weil es in Deutschland genug Arbeitslose gibt, die gezwungen sind, für 10.50 Euro pro Stunde  Arbeitsroboter zu sein.
 
 
Was dem Harvard-Professor als Entschärfung des Problems erscheint, ist in Wirklichkeit dessen groteske Zuspitzung.  Schuld daran sind aber nicht die Roboter.  Sie eröffnen uns freundlicherweise die Möglichkeit, mehr Freizeit zu geniessen. Dass wir stattdessen einen stupiden globalen Unterbietungswettkampf um den letzten Job organisieren, ist allein unsere Schuld.
 
Vielleicht sollten wir mal der künstlichen Intelligenz eine Chance geben.




Schreiben sie hier Ihren kommentar zum obigen Artikel



sicherheits-code: D1V7   hier eintippen: (unkorrekte angaben löschen den blog-text...)